Drehbuchaufstellung

Für Autor*innen, Schauspieler*innen, Regisseur*innen, Produzent*innen

Relativ jung ist die Methode der Drehbuchaufstellung. Und doch nutzen Sie bereits so erfolgreiche Regisseur*innen und Autor*innen wie Doris Dörrie und Florian Henckel von Donnersmarck, der seinen mehrfach preisgekrönten Film „Das Leben der Anderen“ (D 2006) in weiten Teilen über Aufstellungen entwickelte (vgl. hierzu Psychologie heute, Mai 2007). Verblüffenderweise verfügen nämlich auch fiktive Figuren über ein „wissendes Feld“, können also exakt Auskunft geben über ihre Vorgeschichte, ihre Befindlichkeit und über das, was ihnen fehlt.

Das Theaterstück/ das Drehbuch/ die Romanhandlung wird dabei als System begriffen, das bereits während der Entstehung als fertiges Energiegebilde vorhanden ist und durch die Systemaufstellung (sowohl als Einzelsitzung wie auch als Gruppensitzung möglich) Szene für Szene in das Bewusstsein der Autor*in treten will (schon Michelangelo wusste, dass jedes Kunstwerk von Anfang an in einer unsichtbaren Ideenform vorhanden ist: „Die Statue ist bereits im Marmorblock vollendet, bevor der Künstler den Meißel ansetzt“).

Mittels Einfühlen in die aufgestellte Figur, kann die Stellvertretung (in Einzel- oder Gruppenarbeit) dienliche Hinweise zur weiteren Personenzeichnung und Beziehung zu anderen fiktiven Figuren der Geschichte geben. Aber auch wichtige Sequenzen und Handlungsstränge können aufgestellt werden.

Dabei können beispielsweise folgende Fragen geklärt werden:

  • Muss eventuell noch eine weitere Person hinzugefügt werden?
  • Welche Themen verhandeln die Personen miteinander?
  • Wie ist der Charakter der Figuren und was ist ihre jeweilige Motivation?
  • Sind die Figuren wahrhaftig und welche Funktionen erfüllen sie?
  • Stimmt das Thema und bildet die Haupthandlung dies adäquat ab?
  • Wie stark sind die Nebenhandlungen?
  • Stimmt die Dramaturgie?
  • Fehlen wichtige Elemente?
  • Erlöst das geplante Ende wirklich alle Stränge und Figuren?
  • Wie reagiert das Publikum auf die einzelnen Figuren und Handlungsstränge?

Für Autor*innen, die mit der Entwicklung eines Stoffes und der Personage befasst sind oder die sich mit der gefürchteten „Schreibblockade“ herumplagen, ist eine Drehbuchaufstellung ideal.

Für Schauspieler*innen ist die Aufstellungsarbeit eine einfache und praktische Methode, um eine Rolle von der Tiefe heraus kennenzulernen und in der Gestaltung die Wahrhaftigkeit nicht aus dem Auge zu verlieren. Auch ist der eigene biografische Anteil zu erspüren und kann als Ressource genutzt, bzw. als Hemmnis erkannt und behandelt werden.

Für Regisseur*innen stellen Drehbuchaufstellungen ebenfalls einen deutlichen Zugewinn bei der geistigen Durchdringung einer Szene oder einzelner Figuren dar. Auch für die Dramaturgie der jeweiligen Szenen wie des gesamten Stückes ist die Methode hilfreich.

Für Produzent*innen lässt sich sehr deutlich die Wirksamkeit des Stoffes auf die geplante Zielgruppe kontrollieren, indem die eigene Position wie auch die der Zuschauer in die Aufstellung hereingenommen werden. Auch finanzielle Aspekte lassen sich überprüfen.

Die Angst, geistiges Eigentum vor der Veröffentlichung bekannt zu machen, ist groß und berechtigt bei Autor*innen wie Produzent*innen. Daher kann man mit sogenannten „verdeckten Aufstellungen“ arbeiten, d.h., die Figuren und Szenen werden nicht weiter benannt, sondern nur die Gefühle der Repräsentant*innen abgefragt. Dadurch sind Rückschlüsse nur für die intern mit dem Projekt befassten Personen herzustellen.

Bei der Aufstellung neu entstandene Konstellationen und Szenenabfolgen können von Autor*in/Produzent*in/Regisseur*in noch einmal in der Zuschauerposition überprüft und gegebenenfalls verändert werden. Ein direktes Eingreifen ist hier möglich, da es sich um fiktive Abläufe handelt und die Idee selbst zum Leben erweckt wird! Ein immer wieder spannend zu beobachtender kreativer Prozess!

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