Gruppensitzung

Die meisten Menschen kennen Systemische Aufstellungen als Gruppenarbeit, meist an einem Wochenende. Sie wirkt genauso wie eine Einzelaufstellung (in der mit Figuren, Symbolen oder Bodenankern gearbeitet wird), bietet aber ein zusätzliches Erlebnis durch die entstehende Gruppendynamik und das aktive Einfühlen in Stellvertretungen.

Konkret sieht der Ablauf einer Aufstellung als Gruppensitzung so aus:

Die Gruppe sitzt im Kreis zusammen (ca. 15 Personen). Die Klient*in setzt sich neben mich und schildert ihr Anliegen. Dies kann die unterschiedlichsten Lebensthemen betreffen, z.B. Familie, Beruf, Krankheit, Traumata oder die Beziehung zu sich selbst. In einem kurzen Gespräch erörtere ich mit der Klient*in die Eckdaten und Personen, die zu diesem Problem geführt haben könnten bzw. aktuell daran beteiligt sind.

Hierzu ist es hilfreich, wenn sich die Klient*in (soweit möglich) über einige Ereignisse vorab orientiert hat (ein Nichtwissen verhindert aber keinesfalls die Aufstellung!):

  • Genaue Lebensdaten und Herkunftsorte Ihrer Eltern, Großeltern, Urgroßeltern und deren Geschwister
  • Gab es Partner/Kinder aus früheren Verbindungen?
  • Wichtige Schicksalsschläge im Leben der Betreffenden: z.B. schwere Krankheiten und Unfälle, Selbstmorde, Missbrauch, Tot- und Fehlgeburten, Abtreibungen, unterdrückte Sexualität, im I./II. WK Gefallene, Vermisste, mit Kriegstraumata Heimgekehrte, Frühverstorbene, etc.
  • Gab es Mordfälle oder ähnliche Gewaltverbrechen in den Familien?
  • War jemand in den Nationalsozialismus enger verstrickt?
  • Gibt es Familiengeheimnisse? Wird über jemanden in der Familie nicht gesprochen?

Dann bitte ich die  Klient*in, unter den Teilnehmenden eine Person als Stellvertreter*in für sich sowie für die weiteren verstrickten Personen (Vater, Mutter, Geschwister, Partner, Kinder, Chef etc.) intuitiv auszusuchen. Auch Themen können stellvertretend aufgestellt werden (z.B. Sucht, Heimat, Krieg). Diese stellt die Klient*in so zueinander im Raum auf, wie es ihrem inneren Bild von der Situation entspricht.

Die Aufgestellten fühlen sich in die Personen ein und es entsteht ganz von allein (ohne jede aktive „Schauspielerei“ der Teilnehmer*innen) ein „wissendes Feld“, ein lebendiges Bild, das eine spürbare Wirkung hat und sich weiter entfaltet. Oft verändern die Personen ihre Position im Raum, neue Dynamiken entstehen, es kommt zu Gefühls- und verbalen Äußerungen. Unter meiner Anleitung schaue ich mit der Klient*in von außen auf das entstehende Gefüge, das oft deutliche Hinweise auf den Ursprung des zu behandelnden Problems gibt. Mit Lösungssätzen und körperlicher Bewusstmachung arbeite ich im wissenden Feld, um Blockaden zu lösen und gebundene Kräfte wieder frei fließen zu lassen. Tiefe Risse in uns selbst und in Beziehungen können so sichtbar gemacht und in Frieden gebracht werden. Sobald sich das abschließende Lösungsbild zeigt, kann sich die Klient*in an ihren Platz zu den Stellvertreter*innen stellen und sich so in das neu entstandene Beziehungsgefüge einfühlen.

 

Die in der Aufstellung aufgenommene neue Information hat auf vielen Ebenen Auswirkungen auf uns und unsere Verbindung mit den Menschen im realen Leben. Diese spüren oft intuitiv, dass sich etwas bei uns verändert hat. Wir haben einen neuen Zugang zu uns selbst gewonnen und so können auch andere uns neu begegnen. Ein Gefühl tiefer und langersehnter Befreiung kann sich am Ende einer Aufstellung bei der Klient*in einstellen.

Teilnehmer*innen dabei zuzusehen, wie sie sich vor unseren Augen „verwandeln“ in Personen, die wir kennen, die wie sie sprechen, fühlen und denken und uns damit aktiv helfen, Probleme zu lösen, ist verblüffend und ergreifend zugleich. Es ist ein wirkliches Geschenk, das wir uns in diesen Gruppen gegenseitig machen, denn jeder stellt sich als Stellvertreter*in auch für die anderen und deren Aufstellungen zur Verfügung. Es ist immer wieder bewegend zu erleben, wie sich anfangs fremd gegenüberstehende Menschen in nur zwei Tagen gemeinsamer Arbeit in tiefer Dankbarkeit als Teil eines großen Ganzen fühlen lernen. Anders-Sein und Eins-Sein können als sich durchdringende und ergänzende Kräfte erlebt, die Achtung vorm Schicksal der Anderen als tiefe Überzeugung gefühlt werden. Die Bereitschaft für unser eigenes Leben im achtsamen Miteinander wird entscheidend gestärkt.

Auch in Corona-Zeiten versuche ich, Ihnen Gruppensitzungen gemäß der geltenden Auflagen zu ermöglichen. Durch Minimierung der Teilnehmerzahl, ggf. FFP2-Masken, diverse Desinfektionsmaßnahmen und achtsames Miteinander können wir gesundheitsbewußt in dieser Form weiterarbeiten.

Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass die von mir angewandten Lebenshilfemethoden keinesfalls den Besuch von Ärzt*innen oder Heilpraktiker*innen und deren diagnostische Tätigkeit und Behandlung ersetzen können und sollen. Ebensowenig sollten Sie für unsere gemeinsame Arbeit die von Ärzt*innen verschriebenen Medikamente absetzen.

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